erstellt am 24.10.2014 | Kategorie(n) Reisen, Travelguide, USA

So langsam aber sicher scheint dieser Landschaft-Fotografie-Blog in einen Reise-Fotografie-Blog zu mutieren… Anfang Oktober war ich schon wieder unterwegs, dieses Mal verschlug es mich in den Westen der USA – nach Kalifornien. Nach ein paar Tagen auf Geschäftsreise in Los Angeles konnte ich ein paar Tage privaten Urlaub in San Francisco anhängen.

Für mich war es das erste Mal in den USA und da meine Reisezeit doch sehr begrenzt war (mehr als 5 Tage zwischen dem Ende der Dienstreise und dem Rückflug waren nicht möglich), entschloss ich mich, die Natur in Kalifornien links liegen zu lassen und mir statt dessen ausgiebig San Francisco anzuschauen. Auch wenn mich als Naturfotografin doch die Landschaft entlang der legendären Küstenstraße von Los Angeles nach San Francisco sehr gerzeit hätte (Big Sur!) erschien mir die Zeit doch etwas zu kurz (besonders mit Abstechern in den Yosemite Park, den ich mir dann nicht hätte entgehen lassen können) denn in Stress ausarten soll solch ein Trip natürlich auch nicht.

Fotografisch fühle ich mich auf dem Gebiet der „Stadtfotografie“ nicht so richtig wohl, mir liegt doch eher die Landschaft als solche oder auch die Natur, aber man nimmt eben was man kann. Ich hatte mir zwar ein paar Foto-Locations rausgesucht, aber viele waren entweder schwer zu erreichen (ohne Auto nicht möglich, oder auf der Aussichtsplattform eines Hotels, in das man aber nur als Gast kommt) oder in der Kürze der Zeit nicht machbar – schließlich wollte ich mir ja auch die Stadt ansehen und nicht nur von Foto-Spot zu Foto-Spot hetzen. Auch war es nicht möglich, alle Objektive mitzunehmen (Handgepäckfreigrenze), sodass ich letztendlich vorhatte, das Fotografieren locker angehen zu lassen. Gerade in Los Angeles stand das Berufliche natürlich im Vordergrund, sodass ich von dort auch nur wenige Fotos zu zeigen habe, aber in San Francisco habe ich dann aber die Kamera doch öfter genutzt, als ich zu Anfang dachte.

Los Angeles konnte mich nicht sonderlich begeistern. Wegen dem beruflichen Hintergrund hielt ich mich die meiste Zeit im und rund um das Convention Center auf. Die Gegend ist recht nett hergemacht, das Staples Center ist direkt nebenan und es gibt einen Bereich mit vielen Clubs und Restaurants, der an den Potsdamer Platz erinnert. Von dort war man schnell an der 7th Street, wo es viele nette Bars und ebenfalls viele Restaurants gibt. Auch das Bankenviertel und die „Innenstadt“ (wenn man denn Downtown als solche bezeichnen mag) waren in Fußlaufweite und ganz nett anzusehen. Leider war es das dann auch schon gewesen. Bewegte man sich etwas aus diesem Bereich heraus, dann war man sehr schnell in Gegenden, die man nach Einbruch der Dämmerung lieber nicht betreten wollte. Ein paar Straßenzüge weiter nach Norden, Westen oder Osten und man hörte und las nur noch Spanisch, Koreanisch oder Japanisch.  Natürlich kann man auch sagen, dass man aus den „aufgehübschten“ Gegenden raus und damit im wirklichen lokalen Leben drin war, aber wirklich sicher bin ich mir bei meinen vorsichtigen Streifzügen nicht vorgekommen.

Ähnlich sah es (leider) auch mit Hollywood aus. An einem freien Nachmittag bin ich mit der Metro zum Walk of Fame gefahren. Eine Haltestelle vor dem berühmten Dolby Theatre am Hollywood Boulevard bin ich ausgestiegen, um ein wenig die Gegend zu erkunden. Allein die Sterne auf dem Gehweg ließen mich allerdings glauben, im berühmten und glanzvollen Hollywood zu sein… Das Drumherum war eher ärmlich, es gab sehr viele Obdachlose und die Läden erinnerte mich etwas an den Bereich um die Reeperbahn in Hamburg (Touristenkitsch neben Sex-Shop neben Kuriositätenkabinett). Nur etwa 100m in beide Richtungen des Hollywood & Highland Centers ging es dann sehr touristisch zu und dort fühlte ich mich auch richtig klischeemäßig hollywood-like. Vom Sunset Boulevard hatte ich einen ähnlichen Eindruck (genau dort war es schön aufgemacht, aber kaum ein paar Meter weiter war es eher unschön), daher gibts für den Bereich keine Empfehlung von mir.

Schön war allerdings wieder der Strand rund um San Francisco. Ein Spaziergang vom Venice Beach zum Santa Monica Beach ermöglichte es mir, im Oktober nochmal in der Sonne zu liegen und im Pazifik zu schwimmen, verpasste mir aber auch den Sonnenbrand des Jahres…

Hier also die Fotoausbeute aus LA, inklusive eins vom Flug über Island.

San Francisco hingegen hat mich sehr begeistert! Für mich ist das definitiv die schönere und sehenswertere der beiden Städte! Schon beim Aussteigen aus dem Transferzug vom Flughafen in die Innenstadt (die diesen Namen auch wirklich verdient!) war der Eindruck ein ganz anderer: Quirliges Leben, viele Geschäfte, bummelnde Menschen, viel Straßenmusik. Natürlich auch viele Touristen, aber trotzdem nicht überlaufen. Natürlich auch ominöse Gegenden, aber vom Gefühl her weniger gefährlich, da man sich weniger verloren vorkam.

Mein Hostel war in der Nähe des Union Square, etwas nach Osten in der Post Street. Die „Haupteinkaufsmeile“ der Market Street war in Laufweite und auch sonst war vieles zu Fuß gut zu erreichen (anders als in Los Angeles). Überall in der Gegend gab es kleine Restaurants, viele mit asiatischem Einschlag (sicher bedingt durch die räunliche Nähe zu Chinatown, was gleich ein paar Straßen weiter begann). Die pitoresken Cablecars haben natürlich auch zu der netten Grundstimmung beigetragen, die haben es mir wirklich angetan 😉 .

Hier sind auch mal wieder ein paar Tipps für die reise- und fotofreudigen Leser:

Tipp 1: Ein schöner Spaziergang (okay, eher eine kleine mittelgroße Wanderung) ist der Weg entlang der Market Street zum Ferry Building und dann entlang der Küste in Richtung Norden. Man läuft dabei vorbei an den Piers, sieht die Bay Bridge, den berühmten Pier 39 mit seinen Seelöwen, hat einen guten Blick auf das berühmt-berüchtigte Gefängnis von Alcatraz direkt in der Bucht von San Francisco, kommt dann zur Fisherman’s Wharf, wo man sich entweder mit einer Krabbensuppe im Sauerteigbrot (Chowder) oder einem Burger (bei In’n’Out Burger!) stärken kann, am Ghirardelli Square vorbei (wo man Schokolade oder einen riesigen Eisbecher zum Nachtisch bekommt) und kann dann durch Crissy Fields zur Golden Gate Bridge laufen.

Tipp 2: Südwestlich der Golden Gate Bridge befinden sich einige schöne Strände (Baker Beach, Marshall Beach), die einen guten Blick auf die Brücke bieten. Leider sind diese nicht ganz einfach zu erreichen. Von der Brücke aus läuft man zunächst durch den Presidio (ein historischer Militärstützpunkt der jetzt als Nahherholungsgebiet deklariert ist, worunter die Amerikaner aber scheinbar etwas anderes verstehen, als die Deutschen 😉 ) und kann dann über zahlreiche Treppenstufen hinunter an die Buchten steigen. Allerdings sollte man dabei beachten, dass man das ganze auch wieder hoch muss. Die Gegend ist schon etwas abgelegen, sodass es aus Downtown ohne Auto auch einige Zeit kostet dort hin zu kommen. Ich habe es während der Tage nur einmal geschafft und an dem Tag leider kein Stativ dabei. Gerne wäre ich nochmal wieder gekommen, zumal es an dem Tag sehr stürmisch war, aber das war zeitlich nicht machbar.

Tipp 3: Eine Überfahrt nach Alcatraz lohnt sich schon allein für den Ausblick auf die Skyline von San Francisco. Auch die Audio-Führung war wirklich super gemacht und ist eine Empfehlung wert. Das Gefängnis und die Anlage selber fand ich beklemmend, gleichzeitig war es aber spannend, weil man den Komplex aus zahlreichen Filmen wiedererkennt. Man sollte das Ticket ein paar Tage vorab im Internet buchen und pünktlich vor Ablegen des Schiffes am Ableger sein (etwa 45 Min vorher), es gibt aber immer wieder auch Restkarten vor Ort zu kaufen.

Tipp 4: Vom Coit Tower auf dem Telegraph Hill hat man einen tollen Blick über die Stadt. Es ist allerdings nicht erlaubt ein Stativ mitzubringen und oben auf dem Turm ist auch kein Platz dafür. Die Fensteröffnungen sind leider mit Glas verschlossen, da sich aber alle Nase lang Leute dagegen lehnen, werden sie alle 5 Minuten geputzt, sodass man wenigstens nicht mit dreckigen Scheiben zu kämpfen hat.

Tipp 5: Die Golden Gate Bridge kann man auch ohne Auto gut erleben. Als Fußgänger oder Fahrradfahrer kann man kostenlos die Brücke überqueren. Ich habe mir an einem Tag ein Fahrrad genommen und bin hinüber geradelt, was sich auf jeden Fall gelohnt hat. Ist man einmal drüben angekommen, geht es ganz fix den Berg herab nach Sausalito, wo man sich am Hafen ein Eis gönnen und dann mit der Fähre wieder rüber fahren kann. Das ganze dauert dann etwa 3 Stunden und ist ein wirklich netter Ausflug aus der Stadt heraus. Mir war das nicht genug und ich bin mit dem Rad weiter nach Tiburon gefahren, wo es ebenfalls einen Fähranleger gibt. Das kann ich nicht empfehlen, es lohnt sich nicht! Tiburon als Städtchen war ganz nett, aber der Weg von Sausalito nach Tiburon war für deutsche Verhältnisse eine halbe Kathastrophe… direkt am Highway (zum Teil auf dem Randstreifen!), ziemlich schlecht asphaltiert und dreckig. Die Autos rasen knapp an einem vorbei, das war wirklich kein Spaß…

Tipp 6: Für die Fortbewegung in der Stadt empfehle ich generell ein Mehrtages-Ticket des „Muni“ (öffentlicher Nahverkehr für San Francisco). Das Ticket gilt für alle Busse, Straßenbahnen und auch die Cablecars. Die Busse und Straßenbahnen fahren regelmäßig, einen richtigen Linienplan konnte ich leider nirgendwo finden, aber in meinem Stadtplan waren die wichtigsten Linien eingezeichnet. Bei den Cablecars sollte man sich besonders an den Endhaltestellen auf längere Wartezeiten (etwa 45 Minuten bis 1 Stunde) einstellen. Dieses Fortbewegungsmittel wird (sicher auch wegen des stolzen Preises von $6 pro Fahrt wenn man nicht eine solche erwähnte Karte hat) hauptsächlich von Touristen genutzt, aber es lohnt sich. Besonders wenn man vorne beim Fahrer auf dem Trittbrett steht, ist eine solche Fahrt ein unvergessliches Erlebnis. Wenn man die Technik dahinter verstehen will, dann empfehle ich das Cablecar Museum, das erklärt, wie sich die Bahnen auf den Kabeln fortbewegen, wie das Fahren um Kurven funktioniert, man bekommt einen guten Abriss über die Geschichte der Cablecars und das ganze ist auch noch kostenlos.

Tipp 8: Richtig lecker und „typisch amerikanisch“ essen kann man in Lori’s Diner. Das war so gut, da war ich gleich mehrfach! Ob Burger, Southern Fried Chicken oder der geniale Cheesecake – alles empfehlenswert! In der Filiale an der Ecke Powell Street & Sutter Street gibt es dort auch richtig amerikanische Pizza. Und das Flair dort ist einfach super – ganz im Stil der 50er Jahre, mit den typischen dunkelrot glitzernden Diner-Bänken, allerlei Rock’n’Roll Memorabilia überall verteilt und sogar mit funktionierenden Pinball-/Flipper-Automaten!

Tipp 7: Die Lombard Street und die Painted Ladies werden überbewertet, aber wenn man noch Zeit hat, dann kann man ruhig mal vorbei schauen.

So, uns nun ans Eingemachte! Hier sind die Fotos von San Francisco!

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